Meldung vom 18.06.2012 Viele deutsche Senioren erholen sich in Sanatorien im tschechischen Bäderdreieck Marienbad, Franzensbad, Karlsbad. Im Falle einer Erkrankung rufen viele Reha-Einrichtungen gleich den deutschen Rettungswagen zum Abholen.
Viele deutsche Senioren erholen sich in Sanatorien im tschechischen Bäderdreieck Marienbad, Franzensbad, Karlsbad. Im Falle einer Erkrankung rufen viele Reha-Einrichtungen gleich den deutschen Rettungswagen zum Abholen. Verständlich. „Aber wenn wir einen Rettungswagen nach Marienbad schicken, ist der für seinen bayerischen Bereich stundenlang nicht verfügbar“,erklärt Alfred Rast, Geschäftsleiter des ZRF (Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung) Nordoberpfalz das Dilemma. Zudem dürfen deutsche Ärzte in Tschechien eigentlich gar nicht behandeln.
Grenzüberschreitende Einsätze waren das zentrale Thema der Konferenz tschechischer und bayerischer Rettungsdienste am Dienstag in Weiden. An einem Tisch versammelten sich Vertreter sämtlicher Rettungsdienste entlang der Grenze – von Passau bis Hof, Pilsen bis Budweis.
Die lange Tafel reichte kaum aus: Die Tschechen kamen mit mehr Interessierten als angemeldet, insgesamt mit 30 Männern und Frauen. Das Interesse ist aus gutem Grund so groß. „Wir warten gemeinsam seit vielen Jahren darauf, dass die Regierungen unserer Länder ein staatliches Abkommen über den grenzüberschreitenden Rettungsdienst abschließen“, brachte Verbandsvorsitzender Landrat Simon Wittmann das Kernproblem zur Sprache. Der Staatsvertrag ist in Arbeit und wird heuer noch erhofft. In der Grauzone Auf deutscher Seite ist das Berliner Gesundheitsministerium zuständig. Wittmann hob hervor, dass die Zusammenarbeit in all den Jahren im Notfall trotzdem immer hervorragend funktioniert habe – trotz der „Grauzone“, in der sich alle Beteiligten bewegten. Die Konferenz vom Dienstag beschloss, inzwischen zumindest Handlungsempfehlungen zu formulieren und den eigenen Leuten an die Hand zu geben. Der Staatsvertrag wäre tatsächlich überfällig.
Beispiel: Hubschrauber. Die Reichweite des neuen Nordoberpfälzer „Christoph 80“ beträgt 60 Kilometer. 21 Prozent seines theoretischen Einsatzgebietes liegen in Tschechien. „Er könnte – vorausgesetzt der Staatsvertrag würde geschlossen – auch bei Ihnen eingesetzt werden“, richtete Rast an die Adresse der Tschechen. Das Interesse war prompt groß: Wie weit die Reichweite in den Pilsener Bezirk gehe? Ob damit auch tschechische Staatsbürger versorgt werden könnten? Derzeit wird die Luftrettung im Pilsener Gebietvom Militär abgedeckt. Dr. Roman Svitak, Direktor des medizinischen Rettungsdienstes Pilsen, erklärte das Rettungssystem in Tschechien. Dabei gibt es etliche Parallelen: Auch im Nachbarland haben sich in den letzten zehn Jahren kleinere Einheiten zu einem großen Verband zusammengetan. Aktuell gehören Tachov, Rokycany, Pilsen, Domazlice und Klatovy zusammen. Und auch in Tschechien gibt es neuerdings eine einzige Bezirksrettungsleitstelle. Wichtiges medizinisches Zentrum ist die Universitätsklinik Pilsen mit viel Kompetenz in Fachgebieten wie Schlaganfall oder Trauma.
Europa-Notruf 112
Für die deutsche Seite erklärte Rast das Rettungswesen in der Nordoberpfalz. Wichtige Neuerung: die gemeinsame Leitstelle für Rettungsdienst und Feuerwehr unter dem Dach des BRK (Europa-Notruf 112) –deren Besichtigung natürlich nicht fehlen durfte. Die Gäste besuchten auch die Luftrettungsstation Latsch.