Meldung vom 14.08.2015 Es ist ein Mysterium. Und zwar eines, das mächtig Arbeit macht: Immer im Juli und August, gibt es die meisten Anrufer bei der ILS. Was ihnen fehlt? Alles und nichts.
Es ist ein Mysterium. Und zwar eines, das mächtig Arbeit macht: Immer im Juli und August, wenn in der Urlaubszeit vermeintlich weniger Menschen in der Heimat weilen, gibt es die meisten Anrufer bei der Integrierten Leitstelle. Was ihnen fehlt? Alles und nichts.
„Da ist jetzt was vom Himmel gefallen“, rief der eine Anrufer am Dienstag in den Hörer. Der andere meldete unter der Notrufnummer 112: „Im Wald brennt’s.“ Und schon arbeiteten insgesamt sieben Disponenten in der Integrierten Leitstelle (ILS) Nordoberpfalz mit Hochdruck weitere Notrufe und diverse Nachalarmierungen von Feuerwehren ab. „Ja, beim Jet-Absturz haben wir ordentlich was zu tun gehabt“, resümiert Jürgen Meyer. Allerdings will die Arbeit in der ILS auch ohne den Absturz eines US-Kampfflugzeugs über der Oberpfalz nicht abreißen. Im Gegenteil. Gerade im Juli und August brennt hier immer die Hütte, weiß der stellvertretende Leiter der Integrierten Leitstelle und Pressesprecher. Das zeigt ein Blick auf die Statistik. Immer im siebten und achten Monat des Jahres erreicht das Anruferaufkommen ein Maximum. Rangierten im Juni die Rettungsdiensteinsätze noch bei 2665, verbuchte die ILS im Juli bereits 3239 Einsätze dieser Art. Obendrein stieg die Zahl der Brände im Monatsvergleich von 62 auf 97. Technische Hilfeleistungen wie umgestürzte Bauzäune, aufstehende Kanaldeckel oder auch Tauben am Josefshaus in Weiden fielen im Juli 496 an – und damit 188 mehr als noch im Juni. Doch woran liegt’s?
Donnerstagvormittag im August: Was für Notfälle gibt es gerade in der Nordoberpfalz? Jürgen Meyer, stellvertretender Leiter der Integrierten Leitstelle in der Ulrich-Schönberger-Straße, schaut seinem Mitarbeiter Brandmeister Patrick Süttner am Einsatzleitplatz über die Schulter. 14 Rettungseinsätze laufen gerade in Weiden und den Landkreisen Neustadt und Tirschenreuth, sieben davon sind Notfälle. Und schon wieder klingelt das Telefon.
Hornissenstich zu Beginn
„Wir können uns das nicht erklären“, sagt Meyer. Vielleicht hörten die Menschen, die daheim ihren Urlaub genießen, mehr in ihren Körper hinein. „Aber das sind alles nur Spekulationen.“ Sogar entsprechende Fallauswertungen am Institut für Notfallmedizin in München würden keine Hinweise auf die Ursachen liefern. „Im Juli und August ist einfach die gesamte Breite des Fallaufkommens nach oben gesetzt.“ Sprich: Von allem – Wespenstich bis Herzinfarkt – gibt’s ein wenig mehr in der Region. So beginne ein typischer Augusttag in der ILS mit einer allergischen Reaktion auf einen Hornissenstich, es folgen Sportverletzungen, Bauchkrämpfe, ein Kind, das sich im Straßenverkehr verletzt oder giftige Beeren probiert – und es gipfelt wieder einmal in einem Amputationsnotfall. „Die Leute machen nun verstärkt Holz“, erklärt Meyer die Amputationsnotfälle als einzigen August-Ausreißer. Kollapse wegen Hitze gebe es erstaunlich selten. Dafür brennt’s oft: „Wald- und Flächenbrände zählen jetzt zu unserem Tagesgeschäft. Die Dürre macht sich bemerkbar.“
Warten auf September
Zurück in der ILS. Es ist Donnerstagvormittag. Gerade laufen 14 Rettungsdiensteinsätze, 7 davon sind Notfälle. Und wieder klingelt das Telefon. Die Anruferin klagt über Atemnot. Einen Einsatzleitplatz weiter ertönt Brandalarm. Gut zwei Wochen noch. Dann beruhigt sich die Lage, behauptet die Statistik: Der September beginnt.
Bild: Huber
Quelle: oberpfalznetz.de